top of page

Fettleber - wie werde ich die wieder los?

Die Diagnose Fettleber hat Ihre Ursache im Stoffwechsel. Das heißt entweder ist unser Alkoholkonsum zu hoch oder aber unser Zucker- und/oder Fettstoffwechsel funktionieren nicht so richtig.

Entsprechend unterscheiden wir die alkoholische Fettlebererkrankung (AFLD) von der nicht alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD). Natürlich gibt es auch eine Kombination aus beiden Faktoren...

Der Vollständigkeit halber sollte noch erwähnt werden, dass auch bestimmte Medikamente zu einer Fettlebererkrankung führen können. Dazu gehören:

Amiodaron, Tamoxifen, Antiretrovirale Medikamente, Nifedipin, Diltiazem und Glukokortikoide.


Schauen wir uns diese Ursachen einmal genauer an:


Alkoholkonsum

Was bedeutet denn aber eigentlich zu hoher Alkoholkonsum? Für Frauen gilt eine Menge von 20g reinem Alkohol pro Tag als Grenzwert, bei Männern 40g. Die Angaben für Männer und Frauen liegen deswegen weit auseinander, weil man bei Frauen im Vergleich deutlich höhere Alkoholspiegel im Blut messen kann, auch wenn sich das Körpergewicht nicht unterscheidet.

40 g reiner Alkohol entsprechen ca. 0,25 l Wein oder 0,5 l Bier.


Stoffwechsel

Die meisten Menschen vermuten hinter der Fettlebererkrankung auch ein Problem des Fettstoffwechsels - das stimmt allerdings nur bedingt! Der Zuckerstoffwechsel spielt hier eine extrem wichtige Rolle!

Glukose

Häufig besteht bei PatientInnen mit einer NAFLD eine Insulinresistenz. Insulin ist ein Peptidhormon, das unseren Blutzuckerspiegel innerhalb eines für unseren Körper akzeptablen Bereich hält - also dafür sorgt, dass kein Überzucker entsteht. Wann immer wir Kohlenhydrate zu uns nehmen steigt zunächst der Blutzuckerspiegel an. Daraufhin wird Insulin produziert, das wie ein Schlüssel funktioniert und die "Tür" zu einer Leber- oder Muskelzelle aufsperrt, den überschüssigen Zucker (Glukose) in die Zellen räumt und danach die Tür wieder verschließt. Damit ist unser Blutzuckerspiegel in einem normalen Bereich und die Leber- sowie Muskelzelle gut mit Glukose (=Energie) versorgt. Soweit so gut.

Nehmen wir jedoch erneut Kohlenhydrate zu uns, bevor die Muskelzelle oder Leberzelle die bereits aufgenommene Glukose verbraucht hat, kommt es zu einer Änderung in diesem Mechanismus und unser Körper muss am Ende immer mehr Insulin ausschütten um dieselbe Blutzucker-senkende Wirkung zu erreichen. Das sorgt langfristig für hohe Insulinspiegel.

Da Insulin unserem Körper anzeigt, dass wir gerade Energie zuführen und somit sehr gut versorgt sind, sieht unser Körper natürlich keine Notwendigkeit unsere Fettreserven anzugreifen.


Fruktose

Früher galt Fruchtzucker als "gesunde" Zuckervariante und auch heute noch sind Smoothies sehr beliebt. Was man wissen muss, ist dass Fruktose (Fruchtzucker) unsere Leptinausschüttung (Sättigungshormon) hemmt und uns somit nicht satt werden lässt. Zudem sorgt Fruktose in der Leber im Vergleich zu Glukose zu einer doppelt so hohen Fettproduktion und dieses lagert sich in der Leber ab, aber auch in anderen Organen. Und unsere Laborwerte spiegeln dies oft durch erhöhte Triglyceridwerte wieder.


Cholesterin

Der größte Anteil des Cholesterins im Körper wird nicht über die Nahrung zugeführt, sondern von unserer Leber hergestellt. Zu hohe Cholesterinwerte (hier spielt das LDL die wichtigste Rolle) sind ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, da sich Cholesterin in einem entzündlichen Milieu an die Gefäßwand anlagern kann und Plaques bildet. Die Cholesterinproduktion in der Leber wird von vielen Faktoren beeinflusst. Der Konsum von rotem Reis kann zum Beispiel die Cholesterinproduktion in der Leber reduzieren.


Wie weiß ich ob ich eine Fettlebererkrankung habe?

Hierzu sollte eine Ultraschalluntersuchung der Leber (möglichst in nüchternem Zustand) gemacht werden. Fetteinlagerungen in der Leber ändern die sog. Echogenität ("Graustufe") des Lebergewebes und wie viele Gefäße man im Ultraschall in der Leber sehen kann.

Zusätzlich sollten die Leberwerte im Blut analysiert werden. Besonders eine Erhöhung der GGT weist auf eine Fettlebererkrankung hin.

Und wenn man zusätzlich wissen will ob auch eine Insulinresistenz besteht, sollte man nüchtern Blut abnehmen und den sog. HOMA Index bestimmen.


Ist eine Fettleber Besorgnis erregend?

Fettgewebe produziert Entzündungsbotenstoffe und genau das führt zu Problemen: Entzündungen in der Leber, weitere Verfettung, Bindegewebsvermehrung (Fibrose) und Zellschäden. Hält diese Entzündung lang genug an, kann die Leber nicht mehr ausreichend regenerieren und es kann sich eine Fettleberzirrhose entwickeln bei der unsere Leber dauerhaft geschädigt ist. Damit verliert sie nicht nur die Fähigkeit zur Regeneration, sondern kann auch viele wichtige Aufgaben nicht mehr ausreichend erfüllen: den Bau von Eiweißen z.B. Albumin (Transporter im Blut), die Entgiftung von Ammoniak und Medikamenten


Ich weiß nicht wie es Ihnen geht - aber mich besorgt das!

Die gute Nachricht ist:

Die Leber ist ein bemerkenswertes Organ, das normalerweise sehr gut regeneriert, obwohl wir ihr so einiges antun!


Also: helfen wir unserer Leber sich selbst zu helfen!


Was können wir bei Fettleber tun?


Als Wienerin freut es mich zu sagen: Kaffee trinken!

Es wurde in mehreren Studien gezeigt, dass Kaffeekonsum (bis ca. 5 Tassen täglich) vor einer Leberfibrosierung schützt. Dieser Effekt ist unabhängig davon ob es sich um koffeinfreien Kaffee handelt. Wichtig ist allerdings: bitte keine Milch in den Kaffee!


Jetzt wissen wir, dass was wir trinken sollen: viel Wasser und Kaffee, keinen Alkohol, keine gesüßten Getränke.

Aber was sollen wir essen?


Eine Studie im Jahr 2021 von Yaskolka Meir A. et al. (1)zeigte mit der grünen Mediterranen Diät sehr gut Erfolge im Hinblick auf eine Fettreduktion in der Leber, wie das folgende Bild veranschaulicht:

Der grüne Balken unten links zeigt dabei die Abnahme des Leberfetts durch die grüne mediterrane Diät an - der Zeitraum bis diese Abnahme von den Patienten der Studie erreicht wurde beträgt 18 Monate.

Neben einer Diätänderung (siehe unten) mussten die Patienten auch die körperliche Aktivität intensivieren (dies galt jedoch auch für die Kontrollgruppe).


Es wird daher empfohlen die mediterrane Diät wie folgt anzupassen:

- 3-4 Tassen grüner Tee pro Tag

- kein rotes Fleisch

- Fisch und Hühnchen erlaubt

- viel grünes Gemüse (Brokkoli, Kohl, Zucchini)

- 30 g Walnüsse pro Tag

- viel Olivenöl

- falls möglich Mankai 100 g pro Tag

- auf Alkohol verzichten


Warum funktioniert das? Es wird angenommen, dass die Polyphenole, die in den grünen Pflanzenstoffen vermehrt vorkommen, antientzündlich wirken und den Stoffwechsel verbessern.


Wenn wir uns den obigen Abschnitt zum Stoffwechsel in Erinnerung rufen ist eines klar: wir müssen auch an unserem Kohlenhydratstoffwechsel arbeiten um Fettverbrennung und damit Gewichtsabnahme überhaupt möglich zu machen!


Dazu ist einerseits wichtig mehr Zucker zu verbrennen, also mehr Sport und Alltagsaktivität in unser Leben zu integrieren.

Andererseits sollte der Abstand zwischen den Mahlzeiten (4h Minimum) und der Kohlenhydratanteil in den Mahlzeiten reduziert werden, damit der Körper weniger Insulin ausschütten muss. Bei den Kohlenhydraten sollte auch darauf geachtet werden, dass es sich um komplexe Kohlenhydrate, also Vollkornprodukte handelt, damit der Blutzuckerspiegel nur langsam ansteigt.

Snacks sollten ganz vermieden werden, idealerweise sollte auch die Abendmahlzeit low carb sein.


Gibt es Medikamente zur Unterstützung der Gewichtsabnahme und Fettreduktion?

JA!

Das GLP1-Analogon Semaglutid hat in einer kürzlich publizierten Phase III Studie gezeigt (2), dass es effektiv die Gewichtsabnahme bei Nicht-Diabetikern mit Fettlebererkrankung unterstützt. In dieser Studie zeigte sich eine Reduktion des Körpergewichts von durchschnittlich von 14,9% im Vergleich zu 2,4% in der Placebo Gruppe (Behandlungsdauer 68 Wochen).


Die folgende Grafik aus der Publikation von Wilding et al. (2) zeigt die Daten genauer:




Das heißt bei 100 kg Körpergewicht zu Beginn konnte eine Reduktion auf 85 kg erreicht werden - im Durchschnitt! Zudem reduzierte sich das kardiovasukuläre Risiko und es verbesserte sich das Körpergefühl der PatientInnen.

Das Nebenwirkungsprofil ist dabei relativ gut: berichtet wird häufig über Übelkeit und Durchfall, die aber mit der Zeit zumeist verschwindeen. Die Schilddrüse und die Bauchspeicheldrüse müssen unter Therapie im Auge behalten werden - bei Vorerkrankungen in diesen Organen ist die Anwendung eine Einzelfallentscheidung.

Die PatientInnen berichten zudem, dass sie sich länger satt fühlen - ursächlich dafür ist die verzögerte Magenentleerung unter Semaglutid.

Verabreicht wird das Medikament einmal pro Woche als Spritze unter die Haut (subkutan).


Wenn Sie also unter einer Fettlebererkrankung leiden, nehmen Sie Ihre Gesundheit in die Hand und besprechen mit Ihrem behandelnden Arzt oder behandelnden Ärztin die therapeutischen Möglichkeiten - Ihr Körper wird es Ihnen danken!


Quellen:

1.167 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page