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Schwangerschaft und Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Aktualisiert: 5. Jan. 2022

Vielleicht leiden Sie an Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa und haben einen unerfüllten Kinderwunsch. Sie können sich aber nicht vorstellen, wie eine Schwangerschaft mit dieser Erkrankung funktionieren soll? Oder Sie sind bereits schwanger und machen sich Sorgen, dass Sie Ihrem Kind durch die Therapie schaden könnten?

Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen gilt vor und während der gesamten Schwangerschaft das Motto: geht es Ihnen gut, wird es auch Ihrem Kind gut gehen! Die wichtigste Voraussetzung für Ihre Gesundheit und der Ihres Kindes ist die Schubfreiheit. Das bedeutet ganz konkret: wenn Ihre Krankheit derzeit nicht aktiv ist und Sie keine großen chirurgischen Eingriffe (z.B. Ileoanaler Pouch) hinter sich haben, sind Sie genauso fruchtbar wie jede andere Frau und es besteht kein erhöhtes Risiko für einen Abort! Dennoch: Eine Schwangerschaft bei einer bestehenden chronisch entzündlichen Darmerkrankung ist eine Risikoschwangerschaft und erfordert deshalb die Betreuung in einem Perinatalzentrum. Dort werden Sie kompetent über alle möglichen Risiken beraten.

Kinderwunsch

Bei bestehendem Kinderwunsch ist es deshalb besonders wichtig nicht nur mit Ihrem Gynäkologen zu sprechen, um vorbereitende Tests (vaginaler Pap Abstrich, Untersuchung des Vaginalsekrets, Schilddrüsen-Screening, Impfschutz- und Titer-Bestimmungen) durchführen zu lassen. Es ist genauso wichtig, mit Ihrem behandelnden Gastroenterologen zu sprechen, ob eine Therapieoptimierung für die chronisch entzündliche Darmerkrankung notwendig ist oder ob evtl. eine Umstellung der Medikation erfolgen muss, auch wenn Sie beschwerdefrei sind. Fast alle Medikamente, die für die Therapie der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen zugelassen sind, können auch während der Schwangerschaft und Stillzeit eingesetzt werden. Es sind jedoch einige Dinge zu beachten, z.B. sollten prophylaktisch unter einer Therapie mit Sulfasalazin 2 mg anstatt von 0,4 mg Folsäure täglich eingenommen werden. Sollten Sie Methotrexat (MTX) oder Mycophenolatmofetil einnehmen, so muss diese Therapie zuerst umgestellt werden, bevor an eine Schwangerschaft zu denken ist. 3-6 Monate nach Absetzen dieser Medikamente steht dem Kinderwunsch nichts mehr im Wege - bis dahin sollte unbedingt sicher verhütet werden. Dies gilt im Übrigen auch, wenn der Vater diese Medikamente einnimmt. Das Ziel sollte sein, dass Sie in stabiler Remission sind, wenn Sie schwanger werden. Das bedeutet, dass Sie für 3-6 Monate zuvor keine Symptome Ihrer Erkrankung zeigen sollten. Auf Nikotin zu verzichten sollte selbstverständlich sein.

Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft ändert sich vieles in Ihrem Körper, dazu gehört auch einen Anpassung des Immunsystems. Unter dem Einfluss von Östrogenen und ß-HCG kommt es zu einer Toleranzsteigerung des Immunsystems, häufig werden Autoimmunerkrankungen in der Schwangerschaft dadurch weniger aktiv. Viele werdende Mütter haben Angst, dass die Medikamente, die sie aufgrund Ihrer Darmerkrankung einnehmen, Ihrem Kind schaden. Dazu muss ganz klar und eindeutig festgestellt werden: Bisher gibt es darauf keine Hinweise! Und was noch viel wichtiger ist: die Aktivität Ihrer Erkrankung oder gar ein akuter Schub ist sehr viel gefährlicher für Ihr Kind und kann die Rate an Schwangerschaftskomplikationen erhöhen! Tolerieren Sie keine Symptome, sprechen Sie immer frühzeitig mit Ihrem behandelnden Arzt – Ihrem Kind zuliebe.

Nach der Schwangerschaft

Vergessen Sie bitte nicht, trotz des neuen Familienglücks und schlafloser Nächte, einen Kontrolltermin bei Ihrem Gastroenterologen zu vereinbaren, da das Risiko eines akutes Schubs nach der Schwangerschaft erhöht ist, wenn sich Ihr Immunsystem wieder umstellt.

Stillen

Sollten Sie mit Ciclosporin behandelt sein, ist es nicht ratsam zu stillen. Viele weitere Medikamente stellen jedoch absolut kein Problem dar.


Die Empfehlungen, die in diesem Beitrag ausgesprochen werden basieren auf folgender Publikation: The Toronto Consensus Statements for the Management of Inflammatory Bowel Disease in Pregnancy. Nguyen GC, Seow CH, Maxwell C, Huang V, Leung Y, Jones J, Leontiadis GI, Tse F, Mahadevan U, and Janneke van der Woude C, on behalf of the IBD in Pregnancy Consensus Group. Gastroenterology 2016;150:734-757. Diese Empfehlungen sind bewusst allgemein gehalten und ersetzen natürlich keinesfalls ein ausführliches Beratungsgespräch bei Ihrem behandelnden Arzt.

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